Sehr geehrte Damen und Herren,
gern habe ich gestern die „Einladung“, den Film „Vaterlandsverräter“ im Kino „Babylon“ mit anschließender Podiumsdiskussion in Berlin, angenommen.
Es hat mich nicht nur auf Grund meiner Familienbiographie sehr neugierig gemacht, wie und warum ein ehemaliger „Inoffizieller Mitarbeiter“ den (vermeintlichen) „Bruch“ mit dem „System“ schaffte.
Zudem halte/hielt ich es für eine wahrhaftige Geschichtsaufarbeitung für ungemein wertvoll, nicht nur die „Stasiunterlagen“ als solche dokumentiert aufzuarbeiten, sondern (glaubhafte) Zeitzeugen für eine solche zu generieren. Gerade dann, wenn – da leider denkbar selten – sie den sogenannten „Täterbereich“ abdecken. Für die Geschichtsaufklärung und -forschung ist für mich insbesondere nachhaltig von Bedeutung, was einem wahrhaftig dazu einerseits veranlasste, „dem System entsprechend zu dienen“, andererseits „in ihm wieder auszusteigen“.
Ich kannte Herrn Gratzik zuvor nicht, bin in diesen Film also vollständig „unbefleckt der Person gegenüber“ hineingegangen.
Was ich rein film- und effekttechnisch erleben durfte, war eine Dokumentation die durchaus berührte, durchaus wahrhaftige Protagonisten erscheinen ließen und auf Grund des/der „kauzigen“ und „ungehobelten“ Selbstdarstellers/Hauptperson“ sogar ein extrem hohen „Schmunzelfaktor“ hinterließ. Man hätte tatsächlich „Partei ergreifen“, Herrn Gratzik wo möglich auf eine gewisse Art „lieb gewinnen“ können.
Was sich allerdings in der nachfolgenden Podiumsdiskussion bis zu dem Zeitpunkt abspielte, bis ich sie nicht mehr ertrug und aus der Veranstaltung „floh“ lässt sich aus meiner Sicht wie folgt „stichpunkthaltig“ zusammenfassen:
1.
Die üblichen unangemessenen schrillen Zwischenrufe von Opferverteidigern (Schade, man kann durch „besonnene Wortmeldung“ und sachdienlichen Argumenten viel seriöser und glaubwürdiger auftreten und somit Ziel führend wo mögliche „Zauberer entzaubern“)
2.
Die üblichen unangemessenen „aufgeregten“ (nicht ganz so schrillen) Zwischenrufe von Anwesenden, die am liebsten die „Stasiunterlagenbehörde“ erst gar nicht ins Leben „gelassen“ hätten und noch heute eine Aufarbeitung „verteufeln“.
Dann der „wahrhaftige“ Charakter des Herrn Gratzik:
3.
Er verteidigte praktisch seine Stasitätigkeit damit, dass er sich doch für den Arbeiter- und Bauernstaat einbringen musste. Er machte auch gestern und im „Babylon“ keinen Hehl daraus, dass er im Vergleich den Kapitalismus verteufelt.
Man kann sich meiner Meinung immer über die „Lebenswürdigkeit“ von Systemen streiten, aber unverhandelbar ist für mich/müsste eigentlich für jeden sein, vor allem die Verabscheuung von Gewalt und Unterdrückung von essentiellen Menschenrechten, die z.B. und in der Regel einer Bespitzelung in der DDR nachfolgten.
Wenn es einen Beweis für diesen Charakter des Herrn Gratzik bedurfte, lieferte ihn der Film und die Podiumsdiskussion:
a)
Herr Gratzik machte keinen Hehl daraus, dass er in seiner Eitelkeit verletzt war, nachdem er unverhofft zwar „Eintritt“ in die Kreise des „Establishment“ der DDR erhielt, dort aber keine Verehrung/vernahm.
Ist das vielleicht der „wahrhaftige“ Grund seiner Verachtung einer vielleicht sogenannten „Oberschicht“ und der vehementen Verteidigung der „Arbeiter und Bauern“!?
b)
In der Dokumentation kam eine ehemalige Liebschaft von Herrn Gratzik, eine Opernsängerin, zu Wort, die sehr emotional kritisch über ihren – bis dato unbekannten – „Bespitzeler“ (Herr Gratzik selbst) urteilte. In der Podiumsdiskussion nach seinen Gefühlen gegenüber dieser „Wiederbegegnung/Konfrontation“ gefragt, hatte er nur ein im wahrsten Sinne des Wortes herabwürdigendes „Ist mir doch egal“ übrig. Er verteidigte seine Position zudem damit, dass es ihr (seiner Liebschaft) in der DDR und in ihrer Position als Opernsängerin doch toll ging.
4.
Was mich dann aus der Podiumsdiskussion flüchten ließ war die Art von Fragestellung des Herrn Gratzik, was denn an der Bespitzelung in der DDR im Vergleich zur heutigen „Datenoffenbarung“ (z.B. Handy/Internet), bei der jede/r zu jeder Zeit observiert werden kann, so schlimm sei!?
Frau Hendel, die Regisseurin des Films, die Herrn Gratzik in der „jahrelangen Begleitung zum Film“ scheinbar „so lieb“ gewonnen hat, dass sie ihn in der anschließenden Podiumsdiskussion (von mir) gefühlt bis „aufs Messer bzw. so ziemlich kritiklos emotional verteidigte“, sollte trotz meiner Hochachtung für die filmfachtechnische Leistung spätestens hier vielleicht einmal einen möglicher Weise „ergreisten“ Freund, Herrn Gratzik, erklären, dass es einen Unterschied zwischen „frei“ herausgegebenen Daten in einer Demokratie mit freien Wahlen und freier Gerichtsbarkeit für Gesetzesbrüche gibt und der unfreiwilligen Bespitzelung in der DDR (ich eröffne jetzt keine Diskussion über „Recht- und Unrechtsstaat!)
Meine „Flucht“ nach Hause hatte wo möglich drei Vorteile:
1.
Die „frische Berliner Luft“ hat meinen Blutdruck aus dem „hitzigen Babylon“ gesenkt
2.
Ich musste mir keine weiteren Unsachlichkeiten mehr anhören
3.
Ich bin früher ins Bett gekommen als so manch anderer, der bis zum Ende blieb
25 Comments
Alexander E., 43 Jahre says:
28.2.2012
Sehr geehrte Damen und Herren,
gern habe ich gestern die „Einladung“, den Film „Vaterlandsverräter“ im Kino „Babylon“ mit anschließender Podiumsdiskussion in Berlin, angenommen.
Es hat mich nicht nur auf Grund meiner Familienbiographie sehr neugierig gemacht, wie und warum ein ehemaliger „Inoffizieller Mitarbeiter“ den (vermeintlichen) „Bruch“ mit dem „System“ schaffte.
Zudem halte/hielt ich es für eine wahrhaftige Geschichtsaufarbeitung für ungemein wertvoll, nicht nur die „Stasiunterlagen“ als solche dokumentiert aufzuarbeiten, sondern (glaubhafte) Zeitzeugen für eine solche zu generieren. Gerade dann, wenn – da leider denkbar selten – sie den sogenannten „Täterbereich“ abdecken. Für die Geschichtsaufklärung und -forschung ist für mich insbesondere nachhaltig von Bedeutung, was einem wahrhaftig dazu einerseits veranlasste, „dem System entsprechend zu dienen“, andererseits „in ihm wieder auszusteigen“.
Ich kannte Herrn Gratzik zuvor nicht, bin in diesen Film also vollständig „unbefleckt der Person gegenüber“ hineingegangen.
Was ich rein film- und effekttechnisch erleben durfte, war eine Dokumentation die durchaus berührte, durchaus wahrhaftige Protagonisten erscheinen ließen und auf Grund des/der „kauzigen“ und „ungehobelten“ Selbstdarstellers/Hauptperson“ sogar ein extrem hohen „Schmunzelfaktor“ hinterließ. Man hätte tatsächlich „Partei ergreifen“, Herrn Gratzik wo möglich auf eine gewisse Art „lieb gewinnen“ können.
Was sich allerdings in der nachfolgenden Podiumsdiskussion bis zu dem Zeitpunkt abspielte, bis ich sie nicht mehr ertrug und aus der Veranstaltung „floh“ lässt sich aus meiner Sicht wie folgt „stichpunkthaltig“ zusammenfassen:
1.
Die üblichen unangemessenen schrillen Zwischenrufe von Opferverteidigern (Schade, man kann durch „besonnene Wortmeldung“ und sachdienlichen Argumenten viel seriöser und glaubwürdiger auftreten und somit Ziel führend wo mögliche „Zauberer entzaubern“)
2.
Die üblichen unangemessenen „aufgeregten“ (nicht ganz so schrillen) Zwischenrufe von Anwesenden, die am liebsten die „Stasiunterlagenbehörde“ erst gar nicht ins Leben „gelassen“ hätten und noch heute eine Aufarbeitung „verteufeln“.
Dann der „wahrhaftige“ Charakter des Herrn Gratzik:
3.
Er verteidigte praktisch seine Stasitätigkeit damit, dass er sich doch für den Arbeiter- und Bauernstaat einbringen musste. Er machte auch gestern und im „Babylon“ keinen Hehl daraus, dass er im Vergleich den Kapitalismus verteufelt.
Man kann sich meiner Meinung immer über die „Lebenswürdigkeit“ von Systemen streiten, aber unverhandelbar ist für mich/müsste eigentlich für jeden sein, vor allem die Verabscheuung von Gewalt und Unterdrückung von essentiellen Menschenrechten, die z.B. und in der Regel einer Bespitzelung in der DDR nachfolgten.
Wenn es einen Beweis für diesen Charakter des Herrn Gratzik bedurfte, lieferte ihn der Film und die Podiumsdiskussion:
a)
Herr Gratzik machte keinen Hehl daraus, dass er in seiner Eitelkeit verletzt war, nachdem er unverhofft zwar „Eintritt“ in die Kreise des „Establishment“ der DDR erhielt, dort aber keine Verehrung/vernahm.
Ist das vielleicht der „wahrhaftige“ Grund seiner Verachtung einer vielleicht sogenannten „Oberschicht“ und der vehementen Verteidigung der „Arbeiter und Bauern“!?
b)
In der Dokumentation kam eine ehemalige Liebschaft von Herrn Gratzik, eine Opernsängerin, zu Wort, die sehr emotional kritisch über ihren – bis dato unbekannten – „Bespitzeler“ (Herr Gratzik selbst) urteilte. In der Podiumsdiskussion nach seinen Gefühlen gegenüber dieser „Wiederbegegnung/Konfrontation“ gefragt, hatte er nur ein im wahrsten Sinne des Wortes herabwürdigendes „Ist mir doch egal“ übrig. Er verteidigte seine Position zudem damit, dass es ihr (seiner Liebschaft) in der DDR und in ihrer Position als Opernsängerin doch toll ging.
4.
Was mich dann aus der Podiumsdiskussion flüchten ließ war die Art von Fragestellung des Herrn Gratzik, was denn an der Bespitzelung in der DDR im Vergleich zur heutigen „Datenoffenbarung“ (z.B. Handy/Internet), bei der jede/r zu jeder Zeit observiert werden kann, so schlimm sei!?
Frau Hendel, die Regisseurin des Films, die Herrn Gratzik in der „jahrelangen Begleitung zum Film“ scheinbar „so lieb“ gewonnen hat, dass sie ihn in der anschließenden Podiumsdiskussion (von mir) gefühlt bis „aufs Messer bzw. so ziemlich kritiklos emotional verteidigte“, sollte trotz meiner Hochachtung für die filmfachtechnische Leistung spätestens hier vielleicht einmal einen möglicher Weise „ergreisten“ Freund, Herrn Gratzik, erklären, dass es einen Unterschied zwischen „frei“ herausgegebenen Daten in einer Demokratie mit freien Wahlen und freier Gerichtsbarkeit für Gesetzesbrüche gibt und der unfreiwilligen Bespitzelung in der DDR (ich eröffne jetzt keine Diskussion über „Recht- und Unrechtsstaat!)
Meine „Flucht“ nach Hause hatte wo möglich drei Vorteile:
1.
Die „frische Berliner Luft“ hat meinen Blutdruck aus dem „hitzigen Babylon“ gesenkt
2.
Ich musste mir keine weiteren Unsachlichkeiten mehr anhören
3.
Ich bin früher ins Bett gekommen als so manch anderer, der bis zum Ende blieb